Forschungs- und Entwicklungsprojekte

Der Forschungsbetrieb Ö+L initiiert und betreut auf Litzibuch praxisbezogene on-farm-Forschungsprojekte für eine nachhaltige Landwirtschaft:

Ungespritztes Tafelobst von Hochstamm-Obstbäumen

Seit über 10 Jahren wird auf den rund 100 Hochstamm-Obstbäumen auf Litzibuch erfolgreich Tafelobst ohne jeglichen Einsatz von Spritzmitteln produziert und vermarktet. Daraus ist in Zusammenarbeit mit der IG Kulturlandschaft, mit Fructus und dem Bundesamt für Landwirtschaft ein Projekt entstanden, welches diese besonders nachhaltige Art der Obstproduktion auf weiteren Landwirtschaftsbetrieben austesten will.

eBeetle

Ö+L GmbH hat in den Jahren 2011-2015 auf Litzibuch den eBeetle entwickelt, ein neuartiges, batteriebetriebenes Erntegerät, das besonders schonend und effizient Wiesensamen aus artenreichen Wiesen gewinnt und das seit 2016 im EU-Raum vermarktet wird.

Projekt Feld-Wald-Weide

Erfahrungen aus dem Ausland zeigen: Die lokale Einführung geregelter Waldweiden könnte auch in den Tieflagen vielfältige Mehrwerte für Mensch, Artenvielfalt und Landschaftsqualität schaffen. Auf Litzibuch sollte das erste Pilotprojekt in der Schweiz entstehen.

Das «Projekt Feld-Wald-Weide» war das umfangreichste Ökologisierungs- und Forschungsvorhaben auf dem Hof Litzibuch. Ein Teil des betriebseigenen Waldes – insgesamt ca. 9 ha an zwei standörtlich und waldbaulich unterschiedlichen Lagen – sollte aufgelichtet bzw. offen gehalten (Lotharschäden) werden und verschiedene Varianten einer geregelten, extensiven Waldweide für Pferde und Rinder bei gleichzeitiger Produktion von Werthölzern getestet werden. Im Gegenzug sollten auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche ertragsäquivalente Anteile extensiviert und ökologisch-landschaftlich aufgewertet werden durch u.a. Bestockung mit kleinen Feldgehölzen und Einzelbäumen, die Anlage von waldrandähnlichen Krautsäumen oder durch eine Wiederherstellung von offenen Gewässern. Kulturland und Wald sollten sich so wieder vermehrt durchdringen können. Aus ökologischer und landschaftlicher Sicht ergeben sich daraus für beide Lebensräume wesentliche Aufwertungen. Wichtig für das Projekt ist die Perspektive, dass die Massnahmen auch ökonomisch eine günstige Bilanz aufweisen dürften.

Das Forschungsvorhaben, das in enger Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen entwickelt wurde, sollte vor allem Grundlagen bereitstellen zur Beurteilung der Möglichkeiten und Grenzen von Waldweiden im Mittelland sowie zur Entwicklung geeigneter Bewirtschaftungsformen.

Das Vorhaben wurde im Jahr 2001 durch einen Förderpreis der Goldenen Lerche ausgezeichnet. Es ist das erste und bisher einzige, das Waldweide – eine noch im vorletzten Jahrhundert überall verbreitete Nutzungsform – im Mittelland ausserhalb von Naturschutz-Vorrangflächen wieder austesten und sie in einen landwirtschaftlichen Rahmen stellen möchte. Das Forschungsgesuch ist derzeit aufgrund des Widerstandes der kantonalzürcher Forstbehörde auf Eis gelegt. Zu den wichtigsten ökologischen und waldbaulichen Fragen, z.B. zur möglichen Vegetationsentwicklung in Abhängigkeit von Ausgangsvegetation, Samenbank und Bodenverhältnissen, fanden im Rahmen einer Diplomarbeit im Jahre 2005 detaillierte Datenerhebungen statt (Kipfer & Bosshard 2007).

Säume für den ökologischen Ausgleich in der Schweiz

Was auf dem Hof Litzibuch seinen Ausgang nahm, wird seit 2008 schweizweit praktiziert: Lesen Sie hier, wie das neue Ökoflächenelement «Saum auf Ackerland» entstand.
 

Das von Andreas Bosshard auf dem Hof Litzibuch initiierte Forschungsprojekt sollte aufgezeigen, welchen Beitrag Säume für die ökologisch-landschaftliche Aufwertung unserer Kulturlandschaft leisten können, mit welchen Methoden sie neu angelegt werden können und inwieweit die Einführung von Säumen als neues, abgeltungsberechtigtes Element des ökologischen Ausgleichs sinnvoll ist.

Was sind Säume?

Säume sind extensiv bewirtschaftete Randstreifen entlang von Ackerschlägen, Wiesen, Weiden, Wegen, Gräben und Gehölzen. Die Untersuchungen des Projektes zeigten, dass die allermeisten Randstreifen in den Ackerbaugebieten der Schweiz viel zu intensiv gepflegt – meist mehrmals jährlich gemulcht – werden und oft auch zu schmal sind, als dass sich eine artenreiche Vegetation und Tierwelt entwickeln könnte. Bereits im angrenzenden deutschen und französischen Ausland waren die Säume viel artenreicher, und in einigen Gegenden stellen Säume sogar die tragenden Elemente für die Bioriversität in der Kulturlandschaft dar.

Umfangreiches Forschungsprojekt

Damit sich in verarmten Gegenden wieder eine artenreiche Vegetation einstellen konnte, wurden umfangreiche Versuche mit verschiedenen Ansaaten durchgeführt. Der Betrieb Litzibuch stellte eine der 10 über die Schweiz verteilten Versuchsregionen dar. Auf dem vom Hof bewirtschafteten Land wurden fünf 5 m breite und rund 120 m lange Streifen mit einer Gesamtfläche von 25 a als Versuchsflächen angelegt. Darauf wurden 3×3 neu entwickelte Ansaatmischungen und 2 Nutzungsvarianten in jeweils 3 Wiederholungen getestet. Die angelegten Versuchs-Saumstreifen stellen noch heute einen wesentlichen Bestandteil des ökologischen Aufwertungskonzeptes des Betriebes dar.

Das Projekt wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Umweltwissenschaften der Universität Zürich, der Forschungsanstalt FAL Zürich-Reckenholz, der Vogelwarte Sempach und dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau in Frick durchgeführt.

Resultate heute schweizweit angewandt

Aufgrund der positiven Resultate wurde im Jahre 2008 der «Saum auf Ackerland» als neuer Ökoflächentyp in die Direktzahlungsverordnung der Schweiz aufgenommen.